In Italien
Ist die geistig, künstlerische Auseinandersetzung mit diesem einzigartigen Land, von dem Verdi einst sagte: "Für Italien, geb' ich das ganze Universum hin". Ohne das entscheiden zu wollen, treffen sich hier in diesem traditionellen Sehnsuchtsland der Deutschen Alt und Neu, die grandiose Kunst und Geschichte mit den Menschen, dem Leben von heute und manchmal denkt man, ein Hauch alter Größe ist im Bewusstsein der Menschen geblieben.
Im Mittelpunkt steht eine 30-teilige Sequenz, die die Brücken Venedigs mit den Grabfiguren vom Mailänder Cementario. Monumentale, schön barock gerundete, berückende Frauenbilder aus Eros und Tod, wie anderen Zeichen aus diesem Land in einer Schau zusammen bringt.
„In Italien“ ist die künstlerische Auseinandersetzung mit einem Land, was mich seit Langem in Atem hält, was in der Welt an Dichte, Bedeutung und Qualität dessen, was von Geschichte, Kunst aber auch einfach Schönheit der Städte und Landschaften zu sehen ist, nichts an Vergleichbarem hat. Für Italien gäbe er das Universum, hat Verdi einmal im Ãœberschwang gesagt, ohne dass man dem notwendigerweise zustimmen müsste, bleibt doch, es ist auch in Europa das Außerordentliche, das, was einmal die Basis bis heute für uns gebildet hat, einer der Pfeiler, auf dem wir heute noch stehen und blickt man auf den Platz vor dem Rathaus in Siena, schlendert durch die verwinkelten Gassen Venedigs oder steht am Golf von Neapel, ist die Frage offen, was denn bis heute, von all dem Großartigen, was sich hier ereignet hat, vom antiken Rom, den Stadtrepubliken der Renaissance, der Kunst und Kultur sich in unsere Tage rüber gerettet hat. Es ist nicht nur das Essen, der Wein, auch heute wird anders gemalt, gehen die Menschen anders miteinander um, ist das Miteinander leben herzlicher als bei uns und war denn der Duce auch mit Hitler verbündet, sind nur eine geringe Zahl von Juden deportiert worden, wollte man die Menschen von nebenan nicht preisgeben. Freilich, heute entzieht man sich dem Staat, werden Steuern hinterzogen, ein Narr, wer da nicht mitmacht, 90 Prozent der Parlamentsabgeordneten, muss dazu angemahnt werden, wird denn der Berlusconi zum vierten Mal wieder gewählt. Hatten sie es denn aber nicht besonders schwer mit ihren Päpsten, den Herrschern über die Jahrtausende und hat sich deshalb nicht auch eine Klugheit des Ãœberlebenswollens ausbilden müssen?
Was es denn heute ist, in Gegenwart und Vergangenheit, was ist von dem überlieferten Traum auch heute noch wahrzunehmen, schwärmt man sich nur etwas vor und was ist denn handfest da? Diesen Fragen gehen meine Bilder nach und es ist schon eine Stärke der Photographie, das dies möglich ist, das man sieht, da ist etwas real vorhanden, sich aber doch bewusst sein, das, was nicht genau definierbar ist, von dem man aber weiß, unbestimmt ahnt, da muss noch mehr sein, auch mit dabei ist. Das muss dann nicht bewiesen werden, aber es hat sich was vermittelt, klammheimlich ist man aufgesessen.
„In Italien“ besteht aus etwa 60 Bildern in Schwarz-weiß und ist in Sequenzen gearbeitet, das heißt, Bilderfolgen, die zusammen wie ein Bild wirken.